3. Juni 2023

Wolfsburg – Barcelona 2:3! – Zwei Halbzeiten wie Tag und Nacht

Der VfL Wolfsburg hat den europäischen Thron für Vereinsmannschaften erneut nicht besteigen können. Nach einem turbulenten Spielverlauf verlor der deutsche Pokalsieger das Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona mit 2:3 (2:0). Ewa Pajor und Alexandra Popp brachten die Wölfinnen in der ersten Halbzeit in Führung, doch Barcelona kam wie verwandelt aus der Kabine und drehte die Partie. Für Wolfsburg war es die vierte Finalniederlage in Folge, nur 2013 und 2014 war der Sieg gelungen.

Wolfsburg legte vor 35.000 Zuschauenden im Philips-Stadion von Eindhoven einen Traumstart hin. Ewa Pajor erkämpfte sich nach einem Abspielfehler von Barcelona den Ball und jagte ihn aus 18 Metern in den rechten Winkel. Selten hat man Trainer Tommy Stroot so jubeln sehen. Seine Mannschaft war gleich drin in der Partie und schaffte es, Barcelona nicht die gefürchteten langen Ballbesitzphasen zu geben. Es war eine Partie mit offenem Visier, höchstem Tempo und rassigen Zweikämpfen.

Der spanische Meister war ob der Zweikampfstärke Wolfsburgs offenbar überrascht, dennoch erspielte sich Barcelona Torchancen. Der Favorit zeigte dabei allerdings wenig Effizienz. Wie aus dem Nichts fiel das 2:0 für die Wölfinnen, als Pajor von links nach innen flankte und Alexandra Popp unnachahmlich per Kopf traf. In ihrem sechsten Champions-League-Finale traf sie damit zum vierten Mal. Mit 2:0 ging es nach einer tollen ersten Halbzeit in die Pause.

Es war klar, dass Barcelona kommen würde, aber so? Plötzlich verteidigten die Wölfinnen nicht mehr so gut und gerieten ins Wanken. Patri nutzte dies zu einem Doppelschlag – der schöne Vorsprung war dahin. Die Spanierinnen hatten nun deutlich Oberwasser und ließen Wolfsburg nicht mehr ins Spiel zurückkommen. Kämpferisch boten Kathrin Hendrich und Co. alles, aber nach vorne ging fast nichts mehr. Der Siegtreffer Barcelonas durch die Ex-Wolfsburgerin Fridolina Rolfö war dann Slapstick pur. Lynn Wilms schoss Hendrich den Ball voll vors Gesicht, Rolfö nahm das Geschenk an und vollstreckte zum Siegtreffer.

Die letzte Viertelstunde war von vielen Zweikämpfen und Fouls geprägt. Popp lag einige Male am Boden. Ihre Mitspielerinnen schafften es aber nicht mehr, sie in Position zu bringen. Pajor war bei zwei Entlastungsangriffen viel zu eigensinnig und schloss selbst ab. So reichte auch die achtminütige Nachspielzeit nicht mehr für eine klare Chance.

Michael Rappe

Update:

Die Stimmen zum Spiel

Trainer Tommy Stroot: „Glückwunsch an den FC Barcelona. Wir haben ein ganz tolles Spiel gesehen, das war Werbung für den Frauenfußball. Es wird in Zukunft nicht leichter werden, so ein Finale zu erreichen. Wir hatten Barca genau da, wo wir sie haben wollten. Das tut schon extrem weh, wenn man so nah dran war. Es war bitter, dass wir das 2:1 so schnell bekommen haben. Wir wussten, dass Barcelona noch mal mit viel Wucht kommen würde. Zu den Auswechslungen: Es ist immer eine Balance aus verschiedensten Szenarien. Wenn das Tor zur Verlängerung fällt, schränkt man sich vielleicht ein, wenn man alle Wechsel schon gemacht hat. Es geht bei uns nie um individuelle Spielerinnen. Da könnte man außer Jule Brand auch Tabea Waßmuth nennen oder die anderen.“

Kapitänin Alexandra Popp: „Wir haben nicht damit gerechnet, mit einer 2:0-Führung in die Pause zu gehen. Wir haben es zu Beginn der 2. Halbzeit nicht geschafft, sie aus der Druckphase rauszubringen. Dadurch wurden wir extrem überrollt. Man muss den Spielerinnen ein bisschen Zeit geben, um das zu verarbeiten. Trotzdem war es eine gute Saison, aber extrem lang und extrem intensiv. Wir sind Pokalsieger geworden, haben Barcelona Paroli geboten, in der Meisterschaft waren wir bis zum Schluss dabei. Ein riesiges Dankeschön an die Fans, die mitgereist sind. Wir hätten so gerne mit ihnen gefeiert.“

Kathrin Henrich: „Man ist natürlich so kurz nach dem Spiel sehr enttäuscht. Die wenigsten haben so eine erste Halbzeit von uns erwartet. 2:0 ist wohl eines der gefährlichsten Ergebnisse zur Halbzeit. Bis wir uns sortiert hatten, stand es schon 2:2. Das dritte Gegentor war extrem unglücklich. Lynn wollte den Ball rausschlagen und hat dann mich getroffen. Das gehört zum Fußball dazu. Das Glück war nicht auf unserer Seite. Der Sieg von Barca ist nicht unverdient. Wir haben eine erfolgreiche Saison gespielt, auch wenn wir jetzt nur einen Titel haben. Ich bin mehr als stolz auf diese Mannschaft.“

FC Barcelona: Panos – Bronze, Paredes, Leon, Rolfö – Aitana (90. Putellas), Walsh (89. Walsh), Patri – Hansen (79. Crnogorcevic), Salma (70. Geyse), Mariona (79. Pina).

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (84. Hegering), Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf, Huth, Roord (71. Lattwein) – Jonsdottir, Popp, Pajor (84. Bremer).

Zuschauende: 35.000 im Philips-Stadion Eindhoven

Tore: 0:1 Pajor (3.), 0:2 Popp (37.), 1:2, 2:2 Patri (48., 50.), 2:3 Rolfö (70.)

Das Spiel in voller Länge (ZDF)

Die wichtigsten Szenen (ZDF)

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