22. Dezember 2022

Wo ist der TSG-Express?

Die Nachricht, dass Gabor Gallai als Cheftrainer der Hoffenheimer Frauen freigestellt ist, verbreitete sich am Dienstagnachmittag wie ein Lauffeuer. Schließlich steht die Frauen-Abteilung der TSG auf der Trainerposition für Kontinuität. Jürgen Ehrmann war zwölf Jahre Trainer, ehe Assistent Gabor Gallai im Sommer 2020 nachrückte. Der A-Lizenz-Inhaber führte die TSG in die Gruppenphase der Champions League, wo die Mannschaft streckenweise begeisterte. Doch seit Februar 2022 lief es nach Ansicht der TSG-Verantwortlichen nicht mehr rund, jetzt zogen sie die Reißlinie. Gabor Gallai mochte sich nicht näher zur Freistellung äußern und verwies auf den noch zweieinhalb Jahre laufenden Vertrag. FiDo-Chefredakteur Michael Rappe sprach mit Ralf Zwanziger, dem Abteilungsleiter Mädchen- und Frauenfußball bei der TSG.

FiDo: Herr Zwanziger, war das enttäuschende 1:1 in Bremen und die sechs Punkte Rückstand auf Platz drei, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt, letztlich der Auslöser für die Freistellung von Gabor Gallai?

Ralf Zwanziger: Unsere Aufgabe ist es, die Entwicklung im Auge zu behalten und zu bewerten. Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison war ein Leistungsabfall zu erkennen. Das hat sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt. Natürlich haben sich auch die Gegner weiterentwickelt, aber wir selbst sind spielerisch weit entfernt von den Zeiten, in denen vom „TSG-Express“ gesprochen wurde, weil wir uns mit temporeichem und attraktivem Fußball viele Chancen erspielt haben. Grundvoraussetzung dafür sind Energie und Entschlossenheit auf dem Platz. Beides hat zuletzt gefehlt und es gab keine Anzeichen, dass wir zurück finden auf den Weg, der uns ausgezeichnet hat.

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FiDo: Gab es Unruhe in der Mannschaft? Torjägerin Nicole Billa, die beste Schützin der letzten Jahre, saß ja häufig auf der Bank.

Zwanziger: Es gab Zeiten, in denen die Atmosphäre eine bessere war. Über einzelne Spierinnen oder Positionen möchte ich jetzt nicht sprechen. Dazu müsste man zu tief in eine Analyse gehen. Jeder Trainer hat da so seine Vorstellungen, wir werden sehen, welche Ideen der neue hat. 

FiDo: Sind die Ansprüche bei der TSG zu groß geworden?

Zwanziger: Wir wissen sehr genau, wo wir herkommen, wissen aber auch, wohin wir wollen und was in uns steckt. Wir können alles sehr realistisch einschätzen, kalkulieren Rückschläge mit ein. Letztlich muss die Leistung stimmen, eine Entwicklung zu sehen sein, das Team eine Begeisterung entfachen. Von all dem waren wir zuletzt zu weit entfernt. 

FiDo: Ist der jetzige Kader stark genug für Platz drei?

Zwanziger: Es geht nicht darum, auf die Tabelle zu schauen. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, warum rufen einige Spielerinnen ihre Leistung nicht ab? Ich will jetzt auch nicht von Verletzungspech oder nicht zu realisierenden Wechseln vor der Saison sprechen. Unser Kader ist sicher nicht schlechter als der von Frankfurt. Für Platz drei dürfen wir uns aber in der Rückrunde keine Ausrutscher mehr erlauben.

FiDo: Wird es Verstärkungen geben?

Zwanziger: Wir haben die Suche nach einer Innenverteidigerin nicht aufgegeben, aber im Winter ist es noch mal schwieriger, jemanden zu finden. Es muss jemand sein, der uns auch unmittelbar weiterhilft.

FiDo: Co-Trainerin Nadine Rolser wird zunächst übernehmen. Könnte sie auch dauerhaft Cheftrainerin sein?

Zwanziger: Für die Übergangsphase hat Nadine unser volles Vertrauen. Perspektivisch suchen wir aber einen neuen Cheftrainer.

FiDo: Nach Bekanntgabe der Freistellung geisterten gleich die Namen von Jens Scheuer und Stephan Lerch durch die (Sozialen) Medien. Was können Sie dazu sagen?

Zwanziger: Wir werden uns äußern, sobald wir die derzeit laufenden Gespräche erfolgreich abgeschlossen haben.

FiDo: Wird es ein Trainer sein, der auch auf den Nachwuchs setzt?

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Zwanziger: Wir sind die TSG Hoffenheim. Unsere DNA ist es, Talente zu finden und zu fördern. Wir haben in der U20 (2. Bundesliga) viele Talente, man denke nur an die drei U17-Europameisterinnen und WM-Teilnehmerinnen Mara Alber, Mathilde Janzen und Marie Steiner. Wir wollen einen kommunikativen Trainer, einer, der es schafft, dass sich das Team wieder neu findet.

Michael Rappe

Zur Person: Nadine Rolser

Geboren am 13.04.1990 in Ochsenhausen.

Bundesligaspielerin beim VfL Sindelfingen und dem SC Bad Neuenahr (Mittelfeld).

Schweizer Pokalsiegerin 2014 mit dem FC Basel.

Sportwissenschaftlerin.

Sie besitzt die UEFA-A-Lizenz und ist seit Sommer 2021 Co-Trainerin bei der TSG Hoffenheim (Frauen-Bundesliga) und Analystin im Juniorenbereich bei der TSG.

Sie ist die ältere Schwester von Nicole Rolser, die mit Bayern München 2016 deutsche Meisterin wurde und zwei A-Länderspiele bestritten hat.

Michael Rappe

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