31. Mai 2023

WM-Kader: Bayerische Extrawurst überschattet WM-Vorbereitung

Nun ist der erweiterte deutsche WM-Kader also bekannt. Am Mittwochmittag gab Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, die 28 Spielerinnen bekannt, die in die WM-Vorbereitung starten werden; dazu noch zehn Spielerinnen auf Abruf. Die Vorfreude auf die WM ist bei beiden groß, doch der FC Bayern sorgt für Ärger. Die Nationalspielerinnen des deutschen Meisters stoßen statt am 20. Juni erst drei Tage später dazu.  

Über die Zusammenstellung eines Kaders lässt sich immer vortrefflich streiten – das ist bei den Männern genauso. Martina Voss-Tecklenburg bezeichnete die Entscheidung, Giulia Gwinn nach ihrem Kreuzbandriss nicht zu nominieren, als die Schwierigste. Auch Linda Dallmanns Verletzung war zu schwerwiegend. Es sei eine Entscheidung der Vernunft gewesen. Am 11. Juli wird die DFB-Delegation in den Flieger nach Australien starten. „Mit diesem Kader wollen wir bei der WM offensiven und kreativen Fußball spielen. In der Gruppe H wollen wir Erster werden.“ Im Achtelfinale könnten dann Frankreich oder Brasilien der Gegner sein.

Das Logo der Frauen-WM 2023. Foto/Copyright: FIFA

Die Bundestrainerin hofft auf weiteren Rückenwind durch einen eventuellen Wolfsburger Champions-League-Sieg. „Dann haben alle gute Laune und das wäre gut für uns“, meinte sie mit einem Lächeln. In Bezug auf die Vorbereitung vergällte ihr allerdings die kurzfristig mitgeteilte Entscheidung des FC Bayern die gute Laune. „Das bringt die Vorbereitung durcheinander“, sagte sie unmissverständlich. Gleichzeitig stellte sie klar, dass die Münchner Spielerinnen keinesfalls Nachteile haben werden. Sie waren laut Joti Chatzialexiou in die Entscheidung nicht einbezogen.

Michael Rappe

Der erweiterte WM-Kader

Der Kommentar: Mal wieder die Bayern

Am Wochenende wurde der FC Bayern gleich zweimal deutscher Meister: Bei den Frauen und bei den Männern. Eine tolle sportliche Leistung. Was jedoch überwog, war das Personaltheater um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Nur drei Tage später sorgt der FC Bayern, in Person von Präsident Herbert Hainer, erneut für Schlagzeilen. Und das sind beileibe keine positiven. Entgegen allen Absprachen mit dem DFB lassen die Bayern ihre berufenen Spielerinnen erst drei Tage später als geplant, nämlich am 23. Juni, zur Nationalmannschaft. Als Grund wird „eine nötige Erholungspause“ genannt. Mitgeteilt wurde das laut DFB am späten Dienstagabend – einen Tag vor der Kader-Bekanntgabe.

Mit Verlaub, sehr geehrter Herr Hainer, das ist ein schlechter Witz. Die Belastungen beim VfL Wolfsburg sind größer. Das Team war länger im DFB-Pokal vertreten, und spielt jetzt am Samstag noch das Champions-League-Finale. Die Wolfsburger Spielerinnen werden aber pünktlich zum Nationalteam reisen.

Mit Recht sind die Bundestrainerin und der Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou über diesen Wortbruch verärgert. Ist das Wort des FC Bayern nichts mehr wert? Es scheint so. Absprachen müssen von allen eingehalten werden. Die WM-Vorbereitung ist nun massiv gestört, denn dieses Thema wird bleiben. Es sind eh nur zwei Testspiele bis zur WM, ein Einspielen der Mannschaft nicht einfach. Da kann man doch wohl vom deutschen Meister erwarten, dass er die Nationalmannschaft unterstützt. Bis zum 20. Juni sind es noch drei Wochen. Dies sollte als Erholung reichen, zumal die WM dieses Jahr so spät wie selten zuvor stattfindet. Die Pause ist also ohnehin länger als sonst.

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Die derzeitige Außendarstellung des FC Bayern – als Gesamtverein – ist katastrophal und einem so ruhmreichen Klub unwürdig. Sie entspricht im Übrigen auch der generell sehr schlechten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Frauen-Abteilung, die mit vielen Bundesliga-Klubs nicht mithalten kann. Verweigerte Interviews und Informationen – natürlich mit dem Hinweis auf die Belastungen – sprechen eine deutliche Sprache. Auch das ist eines deutschen Meisters unwürdig.

Hochmut kommt vor dem Fall.

Michael Rappe

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