30. Mai 2021

Was für ein Drama! Verlängerung, Rot für Schult und dann trifft Ewa Pajor

41. DFB-Pokalfinale in Köln:
Eintracht Frankfurt – VfL Wolfsburg 0:1 (0:0, 0:0).

Eintracht Frankfurt: Frohms – Santos, Kleinherne, Störzel (95. Kirchberger), Küver (91. Hechler) – Feiersinger, Nüsken, Pawollek (40. Johannsdottir), Dunst (106. Martinez) – Prasnikar, Freigang. Trainer: Arnautis.

VfL Wolfsburg: Schult – Wedemeyer (50. Blässe), Doorsoun, Janssen, Rauch – Oberdorf, Engen – Huth, Blomqvist (65. Wolter), Rolfö (98. Abt) – Pajor (120. Jakabfi). Trainer: Lerch.

Tore: 0:1 Pajor (118.).

Zuschauer: Keine.

Gelbe Karten: Kleinherne / Oberdorf, Jakabfi.

Rote Karte: Schult (96.).

Schiedsrichterin: Mirka Derlin (Bad Schwartau).

Der DFB-Pokal bleibt in Wolfsburger Hand. Mit 1:0 nach Verlängerung besiegten die Wolfsburgerinnen die Frankfurter Eintracht und holten damit zum siebten Mal in Folge – und zum achten Mal insgesamt – den Cup. Nach 120 aufregenden Minuten stemmten die verletzte Kapitänin Alexandra Popp und die vom Platz gestellte Nationaltorhüterin Almuth Schult gemeinsam den Pokal jubelnd in die Höhe. Das goldene Tor erzielte die Polin Ewa Pajor in der 118. Minute nach einem tollen Konter über Pia-Sophie Wolter und Svenja Huth mit einem Flachschuss aus rund zwölf Metern. Den Spielanteilen und den Torchancen nach war es ein verdienter Sieg, doch Frankfurt warf kämpferisch alles in die Waagschale und machte es dem Favoriten richtig schwer.
Zum siebten Mal in Folge gewinnt der VfL Wolfsburg den DFB-Pokal. Foto: imago

Wie ein Häufchen Elend saß Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult auf der Tribüne des RheinEnergie-Stadions in Köln. Tränen flossen über ihr Gesicht. In der 96. Minute hatte sie nach einem langen Ball auf Lara Prasnikar ihren Strafraum verlassen, konnte die Frankfurter Stürmerin aber nur mit einem Foul bremsen. Die Konsequenz: Rote Karte. Ihr Team musste fortan zu zehnt weiterspielen, Ersatzkeeperin Friederike Abt wurde für Fridolina Rolfö eingewechselt. War das der K.-o.-Schlag für Wolfsburg? Nein! Gut 20 Minuten später konnte die Nationaltorhüterin doch jubeln. Niemand im Wolfsburger Team wird wohl so erleichtert gewesen sein. So dicht liegen Freud und Leid im Fußball beieinander.

Dabei hätte es gar nicht zur Verlängerung kommen müssen. Über weite Strecken des Spiels bestimmte der Favorit aus der Autostadt das Geschehen. Ewa Pajor (9.), Dominique Janssen (10.) und Fridolina Rolfö (13.) hatten gute Möglichkeiten. Frankfurt war zwar bissig in den Zweikämpfen und legte eine hohe Laufbereitschaft an den Tag, doch nach vorne ging nur wenig. Sjoeke Nüsken gab in der 32. Minute den ersten Torschuss ab. Pech, dass sich dann Kapitänin Tanja Pawollek vermutlich schwer am Knie verletzte und ausscheiden musste. Kurz vor dem Pausenpfiff lenkte Merle Frohms einen Direktschuss von Lena Oberdorf an den Pfosten.

In der zweiten Halbzeit wurde es endgültig ein Spiel auf ein Tor. Die Wölfinnen schnürten Frankfurt in der eigenen Spielhälfte ein, die Hessinnen schafften kaum einmal Entlastung. Torjägerin Laura Freigang hatte nicht eine Szene. Und doch hätte die Eintracht in Führung gehen können, als Johannsdottir nach einer Stunde wuchtig abschloss, doch Almuth Schult riss blitzschnell eine Hand hoch. Das Spiel von Wolfsburg war zu rechtslastig, über links ging kaum mal etwas. Die klaren Torchancen fehlten.

Die letzten Minuten der regulären Spielzeit waren turbulent. Rolfö traf das Außennetz, dann musste Schult zweimal retten und in der dritten Minute der Nachspielzeit hätte Rolfö Frankfurts Torhüterin Merle Frohms fast mit einem Mittelding zwischen Flanke und Torschuss überrascht, doch Frohms lenkte den Ball an den Pfosten. Verlängerung.

In der 96. Minute wurde Prasnikar mit einem langen Ball auf die Reise geschickt. Almuth Schult stürzte heraus und läuft sie über den Haufen. Klare Sache: Platzverweis. Friederike Abt übernahm den Platz im Wolfsburger Kasten, Rolfö geht runter. Frankfurt witterte Morgenluft. Den folgenden Freistoß schoss Laura Freigang in die Mauer, kurz darauf ging ein Weitschuss von Barbara Dunst am Tor vorbei. Die Wolfsburgerinnen packten ihren ganzen Willen aus und kamen kurz vor dem letzten Seitenwechsel zu weiteren Chancen durch Pajor, Wolter und Rauch.

Sollte es tatsächlich ins Elfmeterschießen gehen? Würde die Ex-Hoffenheimerin Friederike Abt dort wie im Vorjahr zur Helden werden? Beide Teams suchten die Entscheidung. Sara Doorsoun rettete gegen Prasnikar, Abt gegen Freigang und dann kam der entscheidende Konter.

Als Schiedsrichter Mirka Derlin die Partie abpfiff, kannte der Wolfsburger Jubel keine Grenzen. Die am Knie operierte Kapitänin Alex Popp tanzte mit Krücken mit. Auf der anderen Seite das krasse Gegenteil, bei den tapfer kämpfenden Frankfurterinnen flossen die Tränen. Was für ein Drama!

Stimmen zum Pokalfinale:

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: Respekt an beide Mannschaften für dieses Finale. Beide Verteidigungslinien waren sehr diszipliniert und haben wenig zugelassen. Frankfurt hat einen riesigen Charakter. Nach dem Platzverweis habe ich mir gedacht, dass, wenn Frankfurt etwas mehr riskiert, noch so ein Konter wie der von Pajor kommen kann.

Niko Arnautis (Trainer Frankfurt): Wir haben eine richtig starke Leistung abgeliefert. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Leistung der Mädels, auch wenn die Enttäuschung für uns alle riesengroß ist.

Stephan Lerch (Trainer Wolfsburg): Frankfurt hat eine tolle kämpferische Leistung gezeigt. Wie meine Mannschaft nach dem Platzverweis über den Willen das Spiel entschieden hat, macht mich unglaublich stolz. Sie haben in Unterzahl nochmal Gas gegeben und einen unfassbaren Siegeswillen gezeigt. Unter dem Strich haben wir aus meiner Sicht verdient gewonnen und sind überglücklich, dass wir uns belohnen konnten.

Svenja Huth (VfL Wolfsburg): Ein Pokalfinale geht eben nicht ‚nicht spannend‘. Wir hatten viel mehr Ballbesitz, aber haben die Chancen nicht genutzt. Wir sind der verdiente Sieger.

Laura Feiersinger (Eintracht Frankfurt): Sport kann so bitter sein. Wir haben super gekämpft.

Sie könnte die ganze Welt umarmen: Ewa Pajor nach dem goldenen Tor in der 118. Minute. Foto: imago

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

RSS
Mail
Instagram