11. November 2023

Stephan Lerch: „Das ist nicht fair“

Seit dieser Saison gibt es die Montagsspiele in der Frauenfußball-Bundesliga, die im freien Fernsehen von Sport1 übertragen werden. Die sechs Partien eines Spieltages sind somit auf vier Tage verteilt. Das ist durchaus eine Herausforderung für die Spielplangestaltung, doch eine gewisse Fairness und Gleichbehandlung sollte dabei doch eingehalten werden. Diese sieht Stephan Lerch, Trainer TSG Hoffenheim, bisher nicht gegeben. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen muss sein Team montags und vier Tage später gleich wieder freitags antreten. Dies kritisiert Lerch deutlich.

 „Wir dachten, das ist ein Witz.“ Stephan Lerch konnte es nicht glauben, als er erfuhr, dass die TSG bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen zwei Abendspiele binnen fünf Tagen austragen soll. Am 9. Oktober spielte die TSG ihr erstes Montagspiel (2:2 gegen Bayer Leverkusen) und musste direkt am folgenden Freitag in Nürnberg antreten (3:0). Schon damals hatte TSG-Trainer Lerch seinen Unmut bekundet. „Wenn man auf die beiden Champions-League-Teilnehmer Bayern und Rücksicht nimmt, ist das in Ordnung, aber es sollte trotzdem den Spielraum geben, dass die Teams, die am Montag spielen, nicht schon am darauffolgenden Freitag antreten müssen“, ärgert sich Lerch. Bisher hat es aber nur – und das schon zum zweiten Mal – die TSG getroffen und in dieser Woche Eintracht Frankfurt, das nach dem 1:0 am Montag in Bremen am Freitag gegen Leverkusen (2:2) spielen musste. Die Hessinnen werden dies aber wegen ihres Champions-League-Einsatzes am kommenden Dienstag gutheißen.

Dass die TSG nun am kommenden Montag beim 1. FC Köln und vier Tage später daheim gegen die SGS Essen antreten muss, ruft bei Lerch deutliche Kritik hervor. „Das ist nicht fair“, stellte er klar. Ein Mitspracherecht haben die Vereine nicht. Natürlich sei die steigende mediale Reichweite immens wichtig, und grundsätzlich mag Lerch auch Flutlichtspiele, egal ob Montag oder Freitag. Aber ihm geht es um die Gesundheit der Spielerinnen, um die Regenerationszeit, um eine gute Wochenstruktur. „Ich bin mir sicher, dass nicht nur wir uns über die Ansetzungen gewundert haben“, betonte Lerch.

Nach der Partie in Köln (Spielende gegen 21.15 Uhr) wird Hoffenheim noch die Heimreise antreten. „Dann sind wir erst mitten in der Nacht zu Hause und müssen das Dienstagtraining verschieben“, erklärte Lerch, „der Biorhythmus ist total gestört. Das wäre nicht so problematisch, wenn wir nicht vier Tage später schon das nächste Spiel bestreiten müssten.“ Als einziger richtiger Trainingstag bleibt dann der Mittwoch, Donnerstag ist bereits Spielvorbereitung.

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Lerch, der auch sportlicher Leiter der TSG ist, weist daraufhin, dass der Kader der TSG in dieser Saison nicht für eine Champions-League-Teilnahme zusammengestellt wurde. Zwar ist er quantitativ stärker geworden, doch in der Spitze nicht unbedingt. Und angesichts der Verletzungsmisere – Melissa Kössler, Isabella Hartig, Julia Hickelsberger, Leonie Maier, Franziska Harsch und Laura Dick fielen zuletzt aus – ist eine kurze Regeneration wenig förderlich. „Wir sind nicht Bayern oder Wolfsburg“, sagte Lerch. Eine leicht angeschlagene Spielerin kann bei fünf oder sechs Tagen Pause zum nächsten Spiel wieder fit werden, bei drei Tagen Pause unter Umständen nicht. „Musste das wirklich sein?“, fragt sich Lerch, der für dieses Thema sensibilisieren möchte.

Michael Rappe

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1 Comment

  • Ich gebe Hoffenheims Trainer vollkommen recht und denke auch, dass montags- und Freitagsspiele sogar ein Zuschauer Nachlass haben. Leistungsmäßig und finanziell nicht förderlich. Anders wäre es, wenn man finanziell den Männer etwa gleichgestellt wäre, dann kann man sich auch einen größeren Kader erlauben.

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