17. November 2023

Lina von Schrader: Von drei auf eins

21,9 Jahre – Das war der Altersdurchschnitt der Hoffenheimer Startelf im Montagabendspiel beim 1. FC Köln. Ein Grund dafür war der Ausfall von Stammkeeperin Martina Tufekovic. Für sie kam die 19-jährige Lina von Schrader zu ihrem Bundesligadebüt. Eigentlich ist sie in der Hierarchie die Nummer drei unter Hoffenheims Torhüterinnen, doch da auch Laura Dick aus einer längeren Verletzung kam, entschied sich Trainer Stephan Lerch für von Schrader. Ihr Einstand kann als gelungen bezeichnet werden. Das nächste TSG-Talent ist in der Bundesliga angekommen.

Als Lina von Schrader mit dem Hoffenheimer Team ins Kölner Franz-Kremer-Stadion einlief, da verspürte die 19-jährige Torhüterin einfach Freude pur. „Ich war natürlich sehr aufgeregt, aber nachdem das Aufwärmen gut gelaufen war, habe ich diesen Moment einfach genossen“, sagte die gebürtige Heidelbergerin. Bereits zwei Tage zuvor hatte sie von Cheftrainer Stephan Lerch erfahren, dass sie beim 1. FC Köln ihr Bundesliga-Debüt feiern würde. Stammtorhüterin Martina Tufekovic war wegen ihrer Fußprellung nicht einsatzfähig, Laura Dick hatte nach ihrer Knieverletzung zu wenige Trainingseinheiten mit dem Team absolviert. Lerch war mit dem Einstand zufrieden. „Sie hat das ordentlich gemacht, in dem Alter ins kalte Wasser geworfen zu werden, ist nicht einfach.“

Auch die junge Torhüterin selbst war zufrieden. Am Gegentreffer der Kölnerinnen zum 1:1 durch Dóra Zeller konnte sie nichts machen. „Ist natürlich blöd, wenn der erste Schuss gleich drin ist“, meinte von Schrader. Ansonsten bekam sie nicht allzu viel zu tun, da Köln sehr defensiv agierte und Hoffenheim das Spiel klar dominierte. „Wir hätten noch ein, zwei Tore nachlegen können“, so von Schrader zum knappen 2:1-Erfolg.

Mit Lina von Schrader hat ein weiteres Talent über die U20 in der 2. Bundesliga den Sprung geschafft. (So viel zur immer wieder getätigten Forderung, die zweiten Mannschaften aus der 2. Liga zu entfernen!). Dass sie in der Hierarchie die Nummer drei ist, das ist ihr wohl bewusst. „Als junge Torhüterin muss man sich ein paar Jahre hinten anstellen“, weiß sie. Gerade von Martina Tufekovic kann sie unheimlich viel lernen, sie „ist eine sehr meinungsstarke Persönlichkeit.“ Bei den Champions-League-Spielen in Barcelona und London war sie als Ersatz mit dabei, ein tolles Erlebnis für die junge Keeperin.

Lina von Schrader begann im Alter von neun Jahren in Hohensachsen als Feldspielerin. Schnell kam sie in die badische Auswahl, bei der TSG Weinheim spielte sie zwei Jahre bei den C-Junioren, danach drei Jahre bei der SG Kirchheim bei den C- und B-Junioren. „Anfangs wollte ich nicht ins Tor, wenn ich nicht Torhüterin geworden wäre, würde ich wohl auf dem Flügel oder im Sturm spielen.“

Als U15-Spielerin feierte sie ihr Länderspieldebüt, dann riss sie sich das Kreuzband. Die U16- und U17-Zeit fiel wegen Corona größtenteils aus. Im Sommer 2021 kam sie zur TSG. Aktuell gehört sie zu den DFB-U20-Frauen, die sich auf die U20-WM im September 2024 in Kolumbien vorbereiten. Drei U19-Länderspiele hat sie bereits bestritten.

Möchten Sie weiterhin Texte und Interviews wie diese lesen? Texte und Bilder kosten Geld. Wir freuen uns über einen kleinen freiwilligen Beitrag, damit wir weiter ohne Bezahlschranke Texte und Bilder veröffentlichen können. Falls Sie Paypal nicht nutzen können oder wollen, schreiben Sie uns einfach eine Mail an redaktion@fido.media. Auch eine Banküberweisung ist möglich. Vielen Dank!
     Unterstütze jetzt journalistische Qualitätsarbeit mit einer kleinen Spende über paypal.

Von Schrader studiert in Heidelberg Psychologie, in ihrer Freizeit macht sie gerne andere Ballsportarten und spielt, wenn es die knappe Zeit erlaubt, Klavier. Und wo sieht sie sich in drei Jahren? „Dann habe ich hoffentlich ein paar mehr Bundesligaspiele bestritten, habe mein Studium beendet und bin hoffentlich glücklich und gesund.“ Sie hält ein zweites Standbein neben dem Fußball für sehr wichtig. „Zum einen für die Zeit nach der Karriere, mir ist aber auch wichtig, etwas neben dem Fußball zu haben und aus der Blase herauszukommen.“

„Essen ist defensiv sehr stabil und kompakt, und auch offensiv haben sie derzeit eine gute Effektivität“, sagte Lerch über den Tabellenfünften, der nur drei Zähler hinter Hoffenheim liegt und erst sechs Treffer kassiert hat. „Das wird wieder eine große Aufgabe für uns“, so Lerch. Nach zwei sieglosen Heimspielen sollen aber drei Punkte her.

Michael Rappe

BU: TSG-Torfrau Lina von Schrader ließ sich in Köln nur einmal bezwingen. Foto: Sylvia Eichinger

Möchten Sie weiterhin Texte und Interviews wie diese lesen? Texte und Bilder kosten Geld. Wir freuen uns über einen kleinen freiwilligen Beitrag, damit wir weiter ohne Bezahlschranke Texte und Bilder veröffentlichen können. Falls Sie Paypal nicht nutzen können oder wollen, schreiben Sie uns einfach eine Mail an redaktion@fido.media. Auch eine Banküberweisung ist möglich. Vielen Dank!
     Unterstütze jetzt journalistische Qualitätsarbeit mit einer kleinen Spende über paypal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

RSS
Mail
Instagram