31. Oktober 2023

Lea Schüller: „Fokus auf Olympia“

Der Gewinn der Nations League ist sicherlich auch ein lohnenswertes Ziel. Doch bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft steht das nicht im Vordergrund. „Die Rede ist von Olympia, nicht die Nations League zu gewinnen“, stellte Lea Schüller bei der Abschlusspressekonferenz gemeinsam mit Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch klar. Am Dienstagabend (20 Uhr, Livestream zdfsport.de) haben die DFB-Frauen die nächste Aufgabe vor sich. Nach dem 4:0 im Hinspiel wollen sie erneut Island schlagen.

Die Bilanz gegen die Nordeuropäerinnen wäre makellos, wenn da nicht dieses 2:3 am 20. Oktober 2017 in Wiesbaden gewesen wäre. Das hätte Deutschland die WM-Teilnahme 2019 kosten können. Lea Schüller war damals unter den Torschützinnen, sie erzielte das 2:3, nachdem sie erst in der 79. Minute für Leonie Maier eingewechselt worden war. Zuvor hatte Alexandra Popp für den 1:1-Ausgleich gesorgt. Außer dieser Niederlage gab es 16 Siege gegen Island.

Einige Isländerinnen spielen in der Bundesliga, so auch Glodis Vigosdottir bei Bayern München. „Glodis ist eine sehr gute Spielerin, nicht zu Unrecht ist sie unsere Kapitänin“, meinte Schüller über ihre Teamkameradin. Für die Partie ist die 25-Jährige optimistisch. „Es spricht nichts dagegen, dass wir das 4:0 wiederholen, wir haben gegen Wales unheimlich viele Torchancen herausgespielt.“

Horst Hrubesch verdeutlichte noch einmal, dass es um sehr viel Geld. „Das ist hier keine Urlaubsreise“, antwortete er auf die Frage einer Journalistin, ob auch Zeit gewesen wäre, den blauen Himmel zu genießen. „Wir sind in der Lage, besser als im Hinspiel zu spielen“, so Hrubesch. Er kündigte an, dass Sara Doorsoun für die verletzte Marina Hegering in die Startelf rücken wird.  

Die Verbindung zwischen Schüller und Hrubesch ist irgendwie schon eine Besondere. Als der Interims-Bundestrainer im April 2018 die DFB-Frauen nach der Entlassung von Steffi Jones erstmals betreute, gewannen sie 4:0 gegen Tschechien. Die erst 20-jährige Essenerin Lea Schüller erzielte alle vier Tore und sorgte für ein gelungenes Debüt von Horst Hrubesch. Fünfeinhalb Jahre später war sie erneut maßgeblich am erfolgreichen Einstand ihres Trainers beteiligt. Ganz im Stile der früheren HSV-Ikone erzielte sie am Freitag in Sinsheim im gegen Wales (5:1) zwei Kopfballtore, nach guten Flanken von Sarai Linder und Linda Dallmann. In ihrem 53. Länderspiel waren es die Tore Nummer 34 und 35. Das ist eine Quote, an die derzeit nur Alexandra Popp herankommt (66 Tore in 133 Spielen). Damals gegen Tschechien spielten übrigens sowohl Popp als auch Schüller, und das hatte Hrubesch auch für das Spiel gegen Wales so vorgesehen. Die Oberschenkelprobleme Popps verhinderten das.

Die Frage, ob Schüller und Popp gemeinsam spielen können, erinnert ein wenig an die Diskussionen vor der Männer-WM 1970, als Deutschland mit Uwe Seeler und Gerd Müller zwei Weltklasse-Mittelstürmer hatte. Beide spielten, Müller wurde WM-Torschützenkönig (10 Treffer), Seeler spielte hinter den Spitzen und erzielte auch drei Tore.

Torjubel beim 5:1 gegen Sinsheim. Foto: Dana Rösiger

Häufigere gemeinsame Einsätze von Popp und Schüller bei der EM 2022 verhinderte die Corona-Infektion der Münchnerin, bei der WM 2023 setzte Martina Voss-Tecklenburg erst im dritten Gruppenspiel auf den Einsatz beider. Während Schüller eine reine Stürmerin ist, agierte Popp große Teile ihrer Karriere im offensiven Mittelfeld. Horst Hrubesch scheint dies erkannt zu haben, und warum auch sollte ein Trainer auf die beste Kopfballspielerin der Welt (Popp) oder eine mit dem Kopf kaum weniger starke Spielerin verzichten? Schüller ist zwar in Zweikämpfen nicht so unerschrocken wie die Wolfsburgerin und hat noch Steigerungspotenzial. Die Fußballerin des Jahres 2022 und Bundesligatorschützenkönigin 2023 ist aber erst 25, und weil das Karriereende von Popp absehbar ist, ist Schüller die legitime Nachfolgerin.

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Michael Rappe

Beitragsbild: Können die DFB-Frauen am Dienstagabend auch in Reykjavik jubeln. Foto: Dana Rösiger

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