24. September 2022

Kommentar: Der Boom hält an, aber…

Auch am 2. Bundesliga-Spieltag hält der von der EM ausgelöste Hype um die Frauenfußball-Bundesliga an. 1700 Zuschauer beim Rhein-Derby zwischen Leverkusen und Köln (1:0), am Samstagabend erwartet die TSG Hoffenheim, die erstmals im Männer-Stadion antreten wird, gegen Meister Wolfsburg zwischen 5000 und 7000 Zuschauende – das ist Rekordbesuch für die TSG. Und auch der Bayern-Campus wird am Sonntagmittag gegen Werder Bremen mit über 2000 Fans ziemlich voll sein.

In knapp zwei Wochen treten die DFB-Frauen in Dresden zur EM-Halbfinale-Revanche gegen Frankreich an, auch hier sollen es zur Prime Time am Freitagabend über 20.000 Zuschauende werden. Wie sagte Hoffenheims Kapitänin Fabienne Dongus in einem Interview mit der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung: „Diese Aufmerksamkeit für den Frauenfußball und die momentan gute Stellung in der Gesellschaft gilt es jetzt zu nutzen.“ Viele werden in nächster Zeit erstmals ein Frauen-Bundesligaspiel besuchen, da sind jetzt die Teams gefragt, mit attraktivem Fußball zu überzeugen. Auch um immer noch zahlreich vorhandene Vorurteile bei skeptischen Fußballfans zu beseitigen. Dass es dem Frauenfußball an Tempo fehlt, hat bereits die EURO in England widerlegt, technisch musste sich der Frauenfußball noch nie verstecken. Trotzdem muss das Niveau in der Bundesliga weiter ansteigen, die Konkurrenten von Wolfsburg und Bayern sind gefordert, noch näher an diese Ausnahmeteams heranzurücken.

23.200 Zuschauende sorgten bei der Saisoneröffnung in Frankfurt gegen Bayern München für einen neuen Bundesligarekord.
Foto: Michael Rappe

Klar ist aber auch, dass sich der Boom (zunächst?) auf die Bundesliga beschränken wird. Die Zuschauerzahlen in der 2. Bundesliga sind nach wie vor katastrophal. 302 war die größte Zahl am 2. Spieltag bei der Partie Leipzig gegen Nürnberg. Solche Zahlen rechtfertigen auch keine größere Berichterstattung in den Medien. Gleiches gilt für den DFB-Pokal. Klar, die Bayern lockten in Ingolstadt 2773 Zuschauende an, auch die Kulisse in Gütersloh beim Gastspiel von Wolfsburg war mit 2000 Fans auch sehr gut. Aber 100 beim Gastspiel der TSG Hoffenheim in Saarbrücken sind indiskutabel.

Die Vereine sind weiter gefordert, deutlich bessere Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Wenn ein Spitzenklub der Bundesliga mehrfach Interviews und Informationen zur neuen Saison verweigert, ist das sicherlich der völlig falsche Weg. In Wolfsburg, Hoffenheim oder Frankfurt hat man verstanden, wie Medienarbeit geht. Regelmäßige Pressemitteilungen, digitale Medienrunden, Statements von Spielerinnen und Trainer:innen per WhatsApp -vorbildlich. Andere Bundesligisten erweitern ihre Medienarbeit mittlerweile. In den Spielklassen darunter gibt es noch arg viel zu tun. Wer meint, dass die Medien von alleine kommen, ist völlig auf dem Holzweg.

Michael Rappe

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