17. Mai 2023

Hasret Kayikci: „Dieses Finale ist mein Traum, seitdem ich in Freiburg bin“

In der Nachspielzeit des DFB-Pokal-Halbfinales ließ Hasret Kayikci ganz Freiburg jubeln. Mit ihrem Tor zum 1:0-Sieg beim Zweitliga-Meister RB Leipzig brachte sie den SC zum zweiten Mal ins DFB-Pokalfinale. Als die Breisgauerinnen 2019 im Endspiel gegen den VfL Wolfsburg (0:1) standen, da fehlte Hasret Kayikci wegen einer Rückenverletzung. Verletzungen – sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Karriere der 31-jährigen Heidelbergerin. Wegen schweren Knieverletzungen war ihre Karriere mehrmals in Gefahr. Über ihren großen Traum, beim DFB-Pokalfinale auch selbst auf dem Platz zu stehen, sprach sie mit FiDo-Chefredakteur Michael Rappe.

FiDo: Hasret, in Ihrer Vita stehen aus ihrer Duisburger Zeit bereits zwei DFB-Pokalsiege 2009 und 2010 sowie 2009 ein Erfolg im UEFA-Women’s Cup. Warum wird das jetzige Finale in Köln etwas ganz Besonderes?

Freiburgs Kapitänin Hasret Kayikci.
Foto: SCF/Achim Keller

Hasret Kayikci: Bei allen drei Erfolgen stand ich nicht auf dem Feld. Seit 2011 spiele ich jetzt in Freiburg. Dieses Finale ist mein Traum, seitdem ich hier bin. Wir haben alles gegeben, um das zu erleben. Im letzten Jahr waren wir Spielerinnen alle beim Finale der Männer in Berlin, das im Elfmeterschießen verloren ging. Wir wollen jetzt den ersten Titel für Freiburg holen.

FiDo: Es geht allerdings gegen den schier übermächtigen VfL Wolfsburg, der seit 44 Pokalspielen

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ungeschlagen ist und zum neunten Mal in Folge Pokalsieger werden kann. Was zeichnet Wolfsburg aus?

Kayikci: Wolfsburg hat eine enorme Qualität. Die individuelle Klasse der Spielerinnen ist viel größer als bei uns. Auch physisch sind sie sehr stark. Sie spielen gradliniger als Bayern und werden uns defensiv alles abverlangen. Wir werden uns in der Außenseiterrolle wohlfühlen müssen. Aber wir gehen mit einem super positiven Gefühl in dieses Spiel, wo viele Freiburger Fans und Vereinsmitarbeiter dabei sein werden.

FiDo: Als Kapitänin würden Sie im Falle eines Sieges den Pokal in die Höhe strecken. Denken Sie insgeheim schon mal an diesen möglichen großen Moment?

Kayikci: Ich denke nicht daran, dass ich den Pokal hochheben werde, sondern wir alle. Diesen besonderen Moment möchten wir gerne teilen.

FiDo: In der Bundesliga lief es für Freiburg zuletzt gar nicht gut. Vor Weihnachten hatten Sie noch zwei Punkte Vorsprung auf Hoffenheim und waren Vierter, nun sind es 18 Punkte Rückstand und Platz sechs. Seit Jahresbeginn gab es nur einen Sieg. Woran liegt dieser Leistungsabfall?

Kayikci: Wir spielen in der Tat eine katastrophale Rückrunde. Unsere Defensivarbeit ist das Hauptproblem. Wir kassieren ganz viele Gegentore, teilweise ganz dumme, damit haben wir die sehr gute Hinrunde kaputt gemacht. Häufig sind wir nicht die schlechtere Mannschaft, beim 0:1 gegen Hoffenheim beispielsweise nicht. Da habe ich eine gute Kopfballchance vergeben. Bei einer solchen Negativserie verliert man langsam den Glauben, aber wir müssen an unsere Stärken glauben. Meine Aufgabe als Kapitänin ist es, jeder Spielerin zu sagen, dass sie gut genug ist.

FiDo: Wie sind Sie persönlich mit Ihrer Leistung zufrieden?

Kayikci: Es ist eine schwierige Saison für mich. Derzeit spielte ich auch etwas defensiver als früher, ich bin nicht mehr in der Sturmspitze. Vor zwei Wochen hatte ich noch eine kleine Operation, ich bin noch nicht wieder im Rhythmus.

FiDo: Wie hätte Ihre Karriere ohne die ganzen Verletzungen verlaufen können?

Kayikci: Vielleicht wäre ich eine andere Spielerin geworden, aber ich bin dankbar, dass ich überhaupt noch spielen kann. Ich habe noch in Freiburg Vertrag, den möchte ich erfüllen. Gedanken an ein Karriereende habe ich noch nicht, aber ich weiß, dass in zwei Sekunden alles vorbei sein kann. Stand heute möchte ich auch meine Karriere in Freiburg beenden.

FiDo: Was sagt Ihnen das Datum 4. Juli 2017?

Kayikci: War da das Länderspiel gegen Brasilien in Sandhausen? Ja, das war ein ganz besonderes Spiel. Als kleines Mädchen war der SV Sandhausen der ranghöchste Verein in der Region. Ich bin immer mit dem Bus hingefahren. Dass ich dort mein erstes Länderspieltor gemacht habe, ist der schönste Moment meiner Karriere.

FiDo: Stephen Lee war ihr erster Trainer bei der TSG Rohrbach und ihr Mentor schlechthin. Haben Sie noch Kontakt?

Kayikci: Ja, ich werde mein ganzes Leben mit ihm Kontakt haben. Er hat mich immer unterstützt, ohne ihn wäre ich nicht die Spielerin, die ich bin.

Michael Rappe

Video: Hasret Kayikci zum Pokalfinale

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Zur Person: Hasret Kayikci

Geboren: 6. November 1991 in Heidelberg

Größe: 1,63 Meter

Position: Stürmerin

Vereine:

Bis 2007: TSG Rohrbach Juniorinnen

2007-2008: TSG Rohrbach (Verbandsliga) 24 Spiele/30 Tore

2008-2011: FCR Duisburg 19/4

2008-2011: FCR Duisburg II 16/11

Seit 2011: SC Freiburg 170/57

Spiele und Tore

Bundesliga: 189/59

DFB-Pokal: 32/20

UEFA-Women’s Cup: 2/0

Nationalteams:

U17: 3 Spiele/0 Tore

U19:9/2

A-Länderspiele: 11/6

Erfolge:

2009: UEFA-Women’s-Cup-Siegerin (ohne Finaleinsatz)

2009, 2010: DFB-Pokalsiegerin (jeweils ohne Finaleinsatz.

 2008: Dritte der U17-Weltmeisterschaft

(Quelle: DFB/Wikipedia)

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