5. Februar 2023

Fabienne Dongus: „Wir haben die Rolle des Jägers eingenommen“

Die ersten zehn Spiele in der Vorrunde der Frauenfußball-Bundesliga waren für die TSG Hoffenheim alles andere als befriedigend. Platz fünf, sechs Punkte Rückstand auf Eintracht Frankfurt, das den Champions-League-Qualifikationsplatz drei belegt, wenig überzeugende Leistungen und ein Trainerwechsel – 2023 kann eigentlich nur besser werden. Kapitänin Fabienne Dongus (28), seit 2013 bei der TSG, geht trotz der schwierigen Ausgangslage fest davon aus. Vor dem Jahresauftakt der Hoffenheimerinnen am Sonntag gegen den MSV Duisburg sprach Fabienne Dongus mit FiDo-Chefredakteur Michael Rappe über die Aussichten auf Platz drei, die eigenen Erwartungen, was künftig besser werden muss, die Trainersituation und die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball. 

FiDo: Fabienne Dongus, das waren ungewohnt turbulente Wochen bei den TSG-Frauen. Wie wichtig war da das Trainingslager für einen Neustart?

Fabienne Dongus: Es war wirklich viel los. Das Trainingslager hat uns sieben Tage vom Alltag weggebracht. Wir hatten jeden Tag Sonne und haben an vielen Dingen gefeilt. Insgesamt haben wir in der Wintervorbereitung vier Wochen gut gearbeitet, das war sehr positiv.

FiDo: Wie hat die Mannschaft den Trainerwechsel aufgenommen?

Dongus: Wir waren schon überrascht, haben die neue Situation aber schnell angenommen und unseren Fokus auf die anstehenden Aufgaben gerichtet. Ich sehe jetzt den Ansatz für einen frischen Wind und wir haben vollstes Vertrauen in Nadine Rolser. Das Mannschaftsklima war und ist sehr gut.

FiDo: Der bisherige U19-Junioren-Trainer in der TSG-Akademie Stephan Lerch übernimmt dann am 13. März den Posten des Cheftrainers. Wie läuft denn die Zusammenarbeit jetzt schon?

Dongus: Stephan Lerch hat sich der Mannschaft bereits vorgestellt, und unser Trainerteam steht bereits jetzt in einem engen Austausch mit ihm. Ich bin mir sicher, dass wir im März einen guten Übergang hinbekommen werden.

Hoffenheims Kapitänin Fabienne Dongus (Nr. 33), hier in einem Testspiel gegen die Junioren von Astoria Walldorf. Foto: Markus Friedel

FiDo: Wie haben Sie auf die Abgänge von Katharina Naschenweng (zu Bayern) und Chantal Hagel (zu Wolfsburg) reagiert?

Dongus: Wir haben in den vergangenen Jahren leider schon viele Leistungsträgerinnen an Wolfsburg und Bayern verloren. Das ist aber auch eine Auszeichnung und die Wechsel sorgen bei uns nicht für Missstimmung. Dennoch muss das Ziel sein, dass solche Spielerinnen bei uns bleiben.

FiDo: Kommen wir zur sportlichen Lage. Was hat im bisherigen Saisonverlauf gefehlt und was muss besser werden?

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Dongus: Die Startniederlage in Köln hat verunsichert, und die Leistungen waren zu schwankend, wir sind nie in einen Flow gekommen. Die Spiele waren selten über komplette 90 Minuten gut. Wir müssen wieder mehr Tore schießen und weniger kassieren, dann ist unser Ziel Platz drei noch erreichbar. Auch wenn Frankfurt dazu sicherlich auch mal stolpern muss. Wir haben jetzt die Rolle des Jägers eingenommen und müssen unsere Hausaufgaben machen. Gegen Duisburg und Köln müssen sechs Punkte kommen. Wir sind aber auch in der Lage, bei den Top-Teams zu gewinnen.

FiDo: Mit Michaela Specht ist die gewünschte Innenverteidigerin aus Spanien zurückgekommen. Was heißt das für das Team?

Dongus: Sie übernimmt eine Führungsrolle, hat viel Erfahrung und vertritt die Philosophie des Vereins. Gleichzeitig erhöht sie den Konkurrenzkampf. Chantal Hagel und Jana Feldkamp können so theoretisch auch wieder offensiver agieren. Es gibt viele verschiedene Konstellationen. Mit Nicole Billa, Melissa Kössler und Tine De Caigny haben wir ja auch drei Mittelstürmerinnen mit verschiedenen Kernkompetenzen.

FiDo: Im DFB-Pokal-Viertelfinale treffen Sie am 28. Februar auf Bayern. Wie sehen Sie da die Chancen?

Dongus: Ich freue mich immer, gegen Bayern zu spielen, das sind immer tolle Spiele. Wir werden alles geben, um eine Runde weiter zu kommen. Wenn man ins Finale will, muss man einen Großen schlagen.

FiDo: Der Frauenfußball boomt, auch in der Bundesliga steigen die Zuschauerzahlen deutlich. Sie selbst haben gegen Wolfsburg vor über 7000 Zuschauern im großen Stadion gespielt. Was bedeutet dieser Hype für Sie?

Dongus: Das ist sehr positiv. Früher ist ein Hype nach großen Turnieren schnell abgeflacht. Diesmal geht die Entwicklung weiter. In fünf, sechs Vereinen können sich die Spielerinnen mittlerweile auf Fußball konzentrieren. Das muss künftig in allen Vereinen der Fall sein, denn nur so kann man die Leistung steigern. Ich habe selbst eine Ausbildung neben dem Fußball gemacht, da kann man nicht die 100%ige Leistung bringen.

FiDo: Immer mehr Männer-Vereine streben auch im Frauenfußball nach oben. Ist das die Zukunft, und werden reine Frauenfußballvereine wie Essen und Potsdam dann verschwinden?

Dongus: Ich denke schon. Allein, weil die Infrastruktur durch die Unterstützung der Männervereine besser ist. Aber vielleicht steigert das letztlich die Attraktivität der Liga.

Michael Rappe

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