27. Juli 2022

„Air“ Popp köpft Deutschland ins Finale von Wembley

Michael „Air“ Jordan ist der wohl beste Basketballer aller Zeiten. Gefürchtet nicht zuletzt aufgrund seiner unglaublichen Sprungkraft. Der deutsche Frauenfußball hat Alexandra „Air“ Popp. Mit ihrem fünften und sechsten Turniertor zum 2:1 (1:1) gegen Frankreich hat die Wolfsburgerin die deutschen Frauen ins Finale von Wembley geschossen und geköpft. Unnachahmlich, ja sensationell, wie sie beim 2:1 den Ball ins Tor wuchtete. Was für eine märchenhafte EM für Popp. Sie war defensiv wie offensiv Weltklasse, gleiches galt für Mittelfeld-Abräumerin Lena Oberdorf. Am Sonntag um 18 Uhr fordern die DFB-Frauen nun Gastgeber England heraus. Es ist das neunte EM-Finale für Deutschland, noch nie ging eines verloren…

Es war eine packende, nicht immer hochklassige, aber stets intensive und kämpferische Partie vor 27.445 Zuschauern im mk:stadium in Milton Keynes. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte Jule Brand für Klara Bühl (Corona positiv) ins Team genommen. Sie ersetzte Bühl jedoch nicht 1:1 auf dem linken Flügel, sondern tauschte häufig mit Svenja Huth die Positionen.

Frankreich stand erstmals in einem Halbfinale, eine gewisse Nervosität war dem Team von Corinne Diacre anzumerken. Die schnellen Vorstöße über die Außenbahnen, die Frankreich bisher so ausgezeichnet hatte, klappten nur selten. Giulia Gwinn hatte Cascarino sehr gut im Griff, Felicitas Rauch hatte es mit Diani ein bisschen schwerer. Die erste große Chance hatte Alexandra Popp, Frankreichs Torfrau Pauline Peyraud-Magnin lenkte den gefährlichen Freistoß zur Ecke (22.). Ein Schussversuch von Rauch ging über das Tor.

Der erste sehr gute Angriff brachte das 1:0. Svenja Huth, die ein unglaubliches Laufpensum ablieferte, flankte von rechts, Popp war einen Schritt schneller als Perisset und wuchtete den Ball ins Tor. Doch die Führung hielt nicht lange, weil Merle Frohms großes Pech hatte. Ein Distanzschuss von Diani landete an linken Pfosten, vom Rücken Frohms‘ prallte der Ball ins Tor – der ersten Gegentreffer für Deutschland bei diesem Turnier. Den Regularien entsprechend wird so etwas als Eigentor gewertet. Mit 1:1 ging es in die Pause.

In der zweiten Halbzeit fehlte dem deutschen Spiel zunächst etwas Präzision, die kämpferische Einstellung war jedoch durchweg überragend. Das war auch nötig, denn nach einer Stunde kamen die Französinnen. Die eingewechselte Bacha brachte viel Schwung, sie selbst und Wendy Renard hätten binnen einer Minute das 2:1 für Frankreich erzielen können. Den ersten Versuch b lockte Hendrich, dann reagierte Frohms ganz stark. Renard war immer häufiger im deutschen Strafraum zu finden, doch Alex Popp folgte ihr überall hin. Als Renard eine Huth-Flanke verpasste, wuchtete Popp den Ball hart bedrängt per Kopf ins Tor. Ihr Torjubel drückte den unbändigen Willen aus, der sie und das ganze Team auszeichnet.

Wille, Durchsetzungsvermögen, Jubel – Alexandra Popp feiert ihr Kopfballtor zum 2:1 gegen Frankreich. Foto: Imago/PA Images

Bei den folgenden Standards war Popp immer wieder dicht bei Renard und half defensiv mit. Eine absolute Weltklasseleistung. Die eingewechselte Linda Dallmann verpasste in der 90. Minute eine Großchance zum 3:1. Nach fünf Minuten Nachspielzeit kannte der Jubel beim deutschen Team keine Grenzen mehr.

EM-Halbfinale: Deutschland – Frankreich 2:1 (1:1)


Deutschland: Frohms – Gwinn, Hegering (81. Doorsoun), Hendrich, Rauch – Oberdorf, Däbritz (69. Lohmann) – Huth (90. Waßmuth), Magull (69. Dallmann), Brand – Popp. Trainerin: Voss-Tecklenburg

Frankreich: Peyraud-Magnin – Perisset, Mbock Bathy, Renard, Karchaoui – Geyoro, Bilbault, Toletti (80. Sarr) – Diani, Malard (46. Bacha), Cascarino (61. Mateo). Trainerin: Diacre

Tore: 1:0 Popp (40.), 1:1 Frohms (Eigentor, 44.), 2:1 Popp (76.)
Zuschauende: 27.445
Schiedsrichterin: Foster (Wales)

Das EM-Halbfinale

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: Meine Gedanken sind purer Stolz auf diese Leistung und diese Spielerinnen von der Nummer 1 bis 23. Wir haben völlig verdient gewonnen. Es war eine grandiose Teamleistung, aber es war mega spannend und mega anstrengend.

Kapitänin Alexandra Popp: Wir haben wieder eine Wahnsinnspartie gespielt. Wir sind so unfassbar glücklich, kein Schwein hat mit uns gerechnet, und wir stehen jetzt im Finale gegen England vor 90 000 – ganz ehrlich, etwas Schöneres gibt es nicht.

Lena Oberdorf: Ich kann das noch gar nicht realisieren. Es war wieder einmal der Einsatz und der Wille, das Tor zu machen und unser eigenes zu verteidigen. Poppi ist unser Biest da vorne drin.

Michael Rappe

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