Es geht doch noch! Mit einem überzeugenden 4:0 (2:0) gegen Island hat das deutsche Frauenfußballnationalteam das zweite Nations-League-Spiel gewonnen und die Chancen auf die Olympia-Teilnahme gewahrt. Viel wichtiger als die Tore von Klara Bühl (2), Giulia Gwinn (Foulelfmeter) und Lea Schüller war aber die Art und Weise, wie dieser Sieg herausgespielt wurde.
Was müssen das für Felsbrocken gewesen sein, die Klara Bühl nach dem Tor zum 1:0 vom Herzen gefallen sind. Ihr riesiger Jubel zeigte das. Gerade sie, die in den letzten Spielen kaum etwas zu Wege gebracht hatte, sprühte vor 15.000 Zuschauern in Bochum – mehr Tickets durften nicht verkauft werden – vor Spielfreude und Tordrang. So wie die ganze Mannschaft. Wie viel einfacher spielt es sich doch mit einem frühen Tor, anstatt wie in Dänemark oder bei der WM gegen Südkorea ein frühes Tor zu kassieren. Wenn auch Island bei weitem nicht die Klasse des dänischen Teams hatte und vor allem offensiv viel zu wenig versuchte, so war die Leistung der DFB-Frauen doch beeindruckend. Sie befreiten sich von der Last der jüngsten Enttäuschungen, spielten mutiger und abschlussfreudiger.
Die Hoffenheimerin Sarai Linder war die beste Spielerin auf dem Platz, sie machte erst auf der linken, später auf der rechten Seite ihr bisher bestes Länderspiel. Defensiv nicht sonderlich gefordert, sprühte sie auf den Flügeln vor Tatendrang. Lena Lattwein führte im Mittelfeld gut Regie, Lena Oberdorf war viel bissiger in den Zweikämpfen, Sydney Lohmann brachte viel Dynamik ins Spiel und Jule Brand sorgte für Tempo. Die präzisen Flanken auf Alexandra Popp blieben zwar weitgehend aus, doch die deutsche Kapitänin war trotzdem gefährlich und band vor allem ein, zwei Gegenspielerinnen. Und Klara Bühl wirkte wie ausgewechselt, bereitete auch noch das Kopfballtor von Lea Schüller zum 3:0 vor.
Auch Giulia Gwinn feierte ihr Elfmetertor – Lena Lattwein war gefoult worden – enthusiastisch, für sie nach der langen Verletzungspause und dem Fehler im Dänemark-Spiel sicherlich ein ganz besonderer Moment.
Der Sieg darf nicht überbewertet werden, dennoch tut er allen Beteiligten so richtig gut. Nach den vielen Diskussionen der letzten Tage um die Trainerin, das eigene Leistungsvermögen und die Zukunft ist dies Balsam für die geschundenen Seelen.

Foto: Thomas Boecker/DFB
Am 27. Oktober folgt das nächste Nations-League-Spiel gegen Wales, wiederum daheim, in Sinsheim, gegen Wales. Diese Leistung gilt es zu bestätigen. Und egal, ob dann schon eine neue Trainerin oder ein neuer Trainer auf der Bank sitzt – auf diese Startformation sollte man setzen und diese sich einspielen lassen. Auf diesem Weg sollte das deutsche Team weitermachen. Auch Spielerinnen wie Lina Magull oder Sara Däbritz werden vermutlich irgendwann wieder zu ihrer Form finden. Dann gibt es weitere Optionen. Das heutige Team hat die Zuschauer jedenfalls begeistert. Es war ein dankbares Publikum, schon früh ging „la ola“ durch die Reihen, und am Ende sogar „Oh, wie ist das schön.“ Noch ist nicht alles schön, aber der erste Schritt zurück zur EM-Form 2022 ist getan.

Foto: Thomas Boecker/DFB
Derweil gewann Dänemark durch drei Tore von Pernille Harder 5:1 in Wales und bleibt Tabellenführer. Nur die Sieger der vier Gruppen kommen ins Halbfinale, nur zwei europäische Teams – außer Gastgeber Frankreich – qualifizieren sich für Olympia.
Michael Rappe
Mir gefällt die Würdigung der Leistung Sarai Linders und auch die Aufmunterung an Lina Magull und Sara Däbritz.